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Weniger ist mehr – von 134 m2 auf 24,7 m2 Wohnfläche
Die Geschichte von Justus
Der Schiffscontainer in der früh (April, 2024)
Früher lebte ich ein Leben, das nach außen hin perfekt schien. Mit 27 Jahren war ich erfolgreich im Finanzvertrieb, hatte ein gutes Einkommen, ein Fitnessstudio zu Hause und fuhr einen schicken Sportwagen. Ich reiste mehrmals im Jahr und hatte als Sportlicher Leiter eines Amateurvereins zusätzlich ein großes Hobby, das mich erfüllte. Gerade war ich stolzer Onkel geworden, und auch ein Eigenheim war schon in Aussicht.
Nach Außen erschien alles nach „la dolce vita“. Doch innerlich fühlte ich mich nie wirklich erfüllt oder glücklich. Autos bedeuten mir nichts und auch Erfolg ist kein Garant für Erfüllung. Das mir zum Kauf angebotene Eigenheim (Massivbauweise) war zwar bewohnbar, aber ich hätte die Kaufsumme von 160.000€ nochmal investieren müssen, um es in einen zeitgemäßen Standard zu versetzen. Also mehr als 300.000 € investieren für ein Dach über dem Kopf, wo man heutzutage nicht weiß, was in 5 bis 10 Jahren ist? Puhhhh - das klang auch nicht nach Erfüllung und Freiheit.
Als ich zu dieser Zeit zum ersten Mal mit dem Thema Minimalismus in Berührung kam, war ich sofort angetan von der Effizienz der Gedanken und dem Fokus, sich selbst kritisch zu hinterfragen, wo die eigene Grenze zwischen „was will ich“ & „was brauche ich“ liegt.
In einer Welt, in der man alles „haben“ kann, ist es die Kunst, das Wenige zu finden oder zu kreieren, was uns erfüllt. Wer wenig braucht, findet eine Freiheit, die Vielen in der heutigen Welt verborgen bleibt. Das Bewusstsein für den Unterschied zwischen „brauchen“ und „wollen“ befreit uns von der künstlich erzeugten Last des Konsumierens, stattdessen können wir im Kreieren Sinn finden.
Fundamente setzen für die Containerlieferung (März, 2023)
Ok, denkt ihr euch, seltsamer Typ - aber wo zum Teufel kommen jetzt die Containerhäuser ins Spiel? Ganz einfach: Die Romantik mit 27 Jahren eine Lösung zu kreieren, die mit etwas Eigenkapital unbeliehenes Eigentum bedeutet und ein Maximum an Freiheit und Flexibilität für die Zukunft. Der Gedanke „und wenn ich es hier mal satt habe oder „fertig“ bin, dann schließ‘ ich zu und bin weg oder nehme den Container einfach mit“, war nur einer von vielen, der bis heute geblieben ist. Der weitaus wichtigere Gedanke war jedoch, beim Umzug von 134 m² auf 24,7 m² alles aus meinem Leben zu entfernen, was ich nicht brauchte und mir wertvolle Lebenszeit und Energie raubte. Wahnsinn, was da alles zusammenkommt… Ungetragene Klamotten, Möbel, das Arbeitszimmer, Playstation, Fernseher etc. - ob ich etwas vermisse? Absolut nicht.
Im ersten Containerhaus Brandenburgs mit der Baugenehmigung zum ganzjährigen Wohnen habe ich alles auf modernstem Standard eingerichtet. Dazu ermöglichen mir die Photovoltaikanlage mit Speicher, die E-Ladesäule und ein alter Brunnen auf dem Grundstück ein unabhängiges und freies Leben. Ganz nach dem Motto:
Wer wenig braucht, findet eine Freiheit, die vielen in der heutigen Konsumwelt verborgen bleibt.
Danke fürs Lesen, euer Justus.
Mutterboden für den Garten verteilen, Juli 2023